Geraubtes Silber zurückgegeben

Erstellt am 15. Januar 2020

Zwei wertvolle Augsburger Silberschmiedearbeiten aus dem 17. und 19. Jahrhundert, die 1939 ihrer jüdischen Eigentümerin weggenommen worden waren, konnten am 13. Januar 2020 dem rechtmäßigen Erben im Rahmen einer würdigen Restitution übergeben werden.

Dr. Michael Marx bei der Übernahme der beiden Stücke

Die Rückgabe wurde im Bayerischen Nationalmuseum von Staatsminister Bernd Sibler im Beisein von Frau Charlotte Knobloch und der Leitung des Museums vollzogen.

Der neue Eigentümer, Herr Dr. Michael Marx aus Saarbrücken, betonte den emotionalen Wert, den die Erinnerungsstücke aus dem Besitz seines Vaters für ihn darstellen. Leo Marx konnte nach 42 Monaten KZ Haft nach Shanghai fliehen. Dessen Frau Dina wurde 1941 von München aus nach Kaunas in Litauen verschleppt und dort zusammen mit ihren Kindern Gert (neun Jahre) und Joel (drei Jahre alt) erschossen. Dina Marx war in Augsburg in der Schrannenstraße 6 aufgewachsen, hatte das Maria-Theresia-Gymnasium besucht und am Konservatorium eine Ausbildung zur Opernsängerin gemacht.

1939 musste sie auf Grund einer Verordnung wie alle Juden Edelmetalle und Edelsteine gegen eine geringe Entschädigung (Materialwert) abliefern. Neben Schmuck und einer Uhr waren das der nun restituierte Pokal und ein Gewürzgefäß. Auf einer Seite des Nationalmuseums waren diese Objekte als ehemaliges Eigentum von Dina Marx und unbekannten Anspruchsberechtigten gekennzeichnet und von Michael Friedrichs 2018 entdeckt worden. Alfred Hausmann hatte zu dieser Zeit Biografien von Dina Marx und ihren Brüdern Friedrich und Theodor Strauß für die Erinnerungswerkstatt erstellt. Auf den Hinweis von Michael Friedrichs hin verständigte er den zuständigen Provenienzforscher Dr. Alfred Grimm vom Bayerischen Nationalmuseum und gab den Hinweis auf den Stiefsohn in Saarbrücken, worauf ein Restitutionsverfahren eingeleitet wurde, das nun mit der Übergabe seinen Abschluss fand. Gleichzeitig konnten drei Leuchter und ein Kelch an die Nachfahren von Prof. Neumeyer, die aus den USA angereist waren, übergeben werden.

Nach über 80 Jahren fand ein Unrecht seinen Abschluss. Es wurde zurückgegeben, was einst geraubt wurde. Die Recherchen der Erinnerungswerkstatt haben es möglich gemacht.

Alfred Hausmann